Sechs Tipps, die geflüchteten Kindern das Ankommen erleichtern
Kindern im Kita-Alter, die aus Krieg oder Not geflüchtet sind, fällt es nicht immer leicht, in ihrer neuen Heimat anzukommen. Doch pädagogische Fachkräfte sind Expertinnen und Experten darin, Kindern den Neuanfang leicht zu machen. Wir teilen sechs bewährte Tipps aus der Praxis für die Praxis.
1. Eine Nest-Schaukel zum gemeinsamen Schaukeln
"Uns ist aufgefallen, dass alle Kinder, die einen Fluchthintergrund haben, auffallend gerne und lange schaukeln. Das Hin- und Herwiegen beruhigt sie. Deswegen haben wir eine Nestschaukel für den Garten gekauft, so dass viele Kinder zusammen schaukeln können."
Astrid Grabner, Leitung der humanistischen Kita Rappelkiste in Berlin-Köpenick
2. Elterninformationsrunden zum Thema Sprache
"Was zuletzt sehr gut ankam, war unsere E.I.S.-Zeit. E.I.S. steht für Eltern Information Sprache. Sprache ist ein Thema, das bei vielen Familien mit Migrationshintergrund mit Druck, Unsicherheit und mitunter Unwissen verbunden ist. Viele denken immer noch, dass sie unbedingt zu Hause mit ihren Kindern deutsch sprechen müssen. Dabei ist es viel wichtiger, dass die Kinder zumindest eine Sprache sehr gut beherrschen. Wir haben die erste E.I.S.-Zeit in diesem Kita-Jahr als Info-Gesprächsrunde gestaltet. Diesen Termin haben unsere Eltern mit großem Interesse wahrgenommen."
Stephanie Brunner, Fachkraft Sprache in der katholischen Kita St. Franziskus in Aalen.
3. Virtuelle Zugreise in die Heimatländer
"Wir haben eine fiktive Zugreise in die Länder unternommen, aus denen unsere Kita-Kinder oder deren Eltern stammen. Zwei Kinder führten als Schaffner durch die Veranstaltung und stellten die Länder kurz vor und es gab dann tolle Vorführungen dazu: Eine Mutter aus Benin, die zu dem Zeitpunkt kaum Deutsch sprach, hat einen Tanz aufgeführt, aber auch Kinder tanzten. Ein russisches Gedicht wurde vorgetragen und türkische Lieder gesungen. Den Eltern hat es viel bedeutet, dass Lieder aus ihrer Heimat gesungen worden sind; das hat auch was mit den Eltern gemacht. Hinterher gab es einen regen Austausch und spannende Anknüpfungspunkte, denn wir sind alle Lernende."
Marion Körner, Leitung der städtischen Kita Kinderinsel, Halle an der Saale
4. Forschen mit Wasser
"Wenn die Kinder zu uns kommen und noch kein deutsch sprechen, fangen wir mit dem Thema Wasser an. Das kennt jedes Kind, egal aus welchem Land es kommt. Wir merken, wenn wir nur mit Bildmaterial arbeiten, mit Bilderbüchern oder mit dem Spielmaterial, das wir hier haben, sind viele Kinder zaghaft und leise. Wenn wir mit Wasser forschen und entdecken, dann sind alle Kinder voll dabei und es ist keine Scheu da. Die Kinder freuen sich einfach, lachen und lernen viele Begriffe. Alle drei Monate haben wir auch unsere Forschernachmittage. Dann zeigen die Kinder den Eltern, was sie geforscht und gelernt haben und sind sehr stolz darauf, was sie schon alles können."
Fotini Petsiou, Leitung der städischen Kita Ittlingerstraße, München
5. Familienbilder im Treppenhaus
"Was auch wirklich gut ankommt sind die Familienbilder im Treppenhaus: Alle Kinder haben ein Foto mitgebracht, das nun in einem schönen Rahmen in unserem Flur hängt. Immer, wenn sie ihre Eltern vermissen, können wir das anschauen gehen. So ist ein Stück von zu Hause auch hier in der Kita, das hilft bei der Eingewöhnung. Und gleichzeitig bieten diese Bilder ganz viele Sprechanlässe: Was die Mama gesagt hat, was der Papa letztens gegessen hat, wo sie hingegangen sind."
Astrid Grabner, Leitung der humanistischen Kita Rappelkiste in Berlin-Köpenick
6. Bücher-Beutel zum Ausleihen
"Wir haben Jutebeutel mit zweisprachigen Kinderbüchern passend zum jeweiligen Herkunftsland befüllt. So konnten die Eltern ihren Kindern die Geschichten zu Hause vorlesen, hier in der Kita haben wir sie dann auf Deutsch gelesen."
Stephanie Brunner, Fachkraft Sprache in der katholischen Kita St. Franziskus in Aalen